Schwülwarm, klebrig, stehend. So lässt sich die so oft besungene Berliner Luft in den letzten Tagen beschreiben. Ekelig. Im Fashion-Week-Zelt beim Brandenburger Tor war eifriges Wedeln mit dem Ticket zur nächsten Show angesagt, wenn man wollte, das a) jeder sieht, wo man sitzt. b) dass man wichtig aussieht und c) ein bisschen frische Luft haben wollte. Wirklich, bäh, nein.
Da lob ich mir doch schon viel eher die Irene Luft (Habt ihr gemerkt? Unfassbar subtile Überleitung meinerseits! Berliner Luft-Irene Luft: Gut, ne?).
Die Münchner Designerin kümmert sich nicht um kommerzielle Wirkung und Pantone Trendfarben. Stattdessen schickte sie Models in Gasmasken, durchsichtigen Oberteilen und goldener Spitze auf den Laufsteg. Und das, was sie da gezeigt hat, das war vor allem eines: Handwerklich der absolute Traum. Das fängt ja schon beim Material an.
Plauener Spitze. Dieser Name bezeichnet nicht eine bestimmte Art von Spitze, sondern ist ein weltweites Qualitätsmerkmal. Gütesiegel 1A, sozusagen. Egal ob Ätzspitze oder Tüllspitze oder aufwendige Handplattstich-Stickereien – Plauen kann’s einfach. Dachte sich wohl auch die Irene.
Viele kleine Ornamente, die irgendwo zwischen Blüten und kleinen Explosionen anzusiedeln sind, aus eben jener Spitze, zierten sowohl die Kleider als auch die ausladenden Gasmasken. Ein schöner Effekt, der auch das Thema ihrer Kollektion unterstreicht. Mit dieser symbolisiert die Münchnerin nämlich sowohl das Streben nach Freiheit, Frieden und Glück als auch das menschliche Sehnen nach Sicherheit. Goldener Käfig vs. weiße Unendlichkeit. Irene Luft fasst all diese Symbolik unter einem Wort zusammen: Equilibrium. Damit bezeichnet man in der Physik das Zusammenwirken unterschiedlicher Kräfte, die sich gegenseitig aufheben, Ruhe ergeben, schlussendlich ein Gleichgewicht herbei führen. Das passt zu der Kollektion. Die ist nämlich toll gearbeitet, wirklich gut, wirklich ausgeglichen. Wobei ihr ein gewisses, künstlerisches Ungleichgewicht mit Sicherheit mehr Spannung, mehr Innovation verpasst hätte.
Denn auch wenn die Irene mit ihren Enwürfen wirklich für Abwechslung und ein bisschen Avantgarde auf der Berlin Fashion Week gesorgt hat: Ein bisschen erinnert es schon an Alexander McQueen auf Deutsch. Ich glaube: Sie kann viel mehr als das.
Love, Jules
Marina
16. Januar 2014 at 9:42 (9 Jahre ago)Da hast du wirklich einen tollen Designer ausgewählt. Was man sonst so auf der Berliner Fashion Week sieht, ist meist übertrieben und untragbar – nach dem Motto, Hauptsache auffallen. Diese schlichten Farben gefallen mir viel besser als grelle Töne.
Warst du die Tage auch schon auf der Fashion Week? Ich war vorgestern in Berlin. Da wurde das U-Bahn-fahren schon zur reinsten Modenshow :). Die puristische Kollektion von Hien Le hien-le.com hat mir sehr gut gefallen. Überrascht war ich, dass auch Unternehmen wie Falke mit Produkten wie http://www.falke.com/de/damen/feinstruempfe/halterlose-struempfe.html auf der Fashion Week vertreten sind. Bin auch gespannt, ob sich der Trend mit der veganen Mode wie bspw. von Umasan durchsetzen wird.